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Eine Einladung auf den dritten Weg

Plettenberg/Kirchhundem. Dura-Beschäftigte lehnen Kaufangebot des Mutterkonzerns ab und setzen auf einen Zukunftstarifvertrag.

Dura-Belegschaft

Licht und Schatten liegen bei Dura derzeit extrem dicht beieinander. Es geht am Ende um rund 1000 Arbeitsplätze, die bei dem Automobilzulieferer derzeit bedroht sind.      FOTO: RALF ROTTMANN

Es war eine emotionsgeladene Betriebsversammlung in der Plettenberger Schützenhalle an deren Ende eine Zurückweisung und eine Einladung standen: Die Belegschaft des Dura-Werks „Leisten & Blenden“ lehnt das Angebot des Mutterkonzerns, den Betriebsteil für einen Euro zu kaufen, ab. Gleichzeitig wenden sich die Mitarbeiter an die Chefin und Eigentümerin des Konzerns, Lynn Tilton, sich persönlich in die weiteren Verhandlungen einzubringen.

Den Gesprächsfaden einzufädeln hat gestern Abend die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag (Iserlohn) übernommen. Sie reist im Mai in die USA, nach Washington. „Ich werde Frau Tilton um ein Gespräch bitten, wenn ich in Washington bin“, erklärte die SPD-Politikerin am Abend – nicht, ohne selbst die Erwartungen zu relativieren: „Ich mache mir allerdings keine übertriebenen Hoffnungen, dass sie auf das Angebot eingeht.“

Zuvor hatte Dr. Andreas Bach die Ablehnung des Kaufangebots durch die Beschäftigten begründet; Bach ist als externer Gutachter für die Arbeitnehmerseite eingeschaltet. „Ein so einseitig negatives Angebot habe ich in zehn Jahren noch nicht gesehen“, so Bach: Alle untersuchten Kriterien für eine Übernahme seien „K.o.-Kriterien“ gewesen. Bachs Fazit der Prüfung: „Das Risiko ist eindeutig zu groß. Das kann und darf man der Belegschaft nicht aufbürden.“

Die Kaufoption des US-Mutterkonzerns sei „nicht ernstzunehmen gewesen“, urteilte auch Torsten Kasubke von der IG Metall. Die wesentlichen Punkte dabei seien: Verluste aus bestehenden Lieferverträgen, die Dura abgeschlossen habe, in Höhe von monatlich einer Millionen Euro gingen an die neue Gesellschaft über. Bestehende Aufträge seien teils bereits verlagert worden, die Auslastung also weiter verschlechtert und der Umsatz auf Sinkflug. Die Akquise neuer Aufträge ­dauere in der Branche „zwei bis fünf Jahre“, was zu einem weiteren ­Personal- und Kapazitätsüberhang führe. Die Dura-Beschäftigten benötigten rund 50 Millionen Euro Eigenkapital und einen Bürgen. Beides scheint nicht annähernd in Sichtweite gewesen zu sein.

Zweifel hegen die Arbeitnehmervertreter auch am Alternativplan von Dura, die „Herstellung von Premium-Produkten mit 450 Mitarbeitern“ erhalten zu wollen. „Eine Betriebsgelände, das für fast 1500 Beschäftigte ausgelegt ist, wird für 450 Mitarbeiter kaum wirtschaftlich betrieben werden können“, erklärte Torsten Kasubke, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall.

Nach dem abgesagten Ein-Euro-Deal geht jetzt der Poker um rund 1000 Arbeitsplätze an den Standorten Plettenberg, Kirchhundem-Selbecke und Finnentrop-Lenhausen, der im Dezember 2015 begann, weiter. Eine mögliche Alternative benannten Betriebsräte, IG Metall, Plettenbergs Bürgermeister und die SPD-Abgeordneten Dagmar Freitag, Petra Crone (Bundestag) und Inge Blask (Landtag) am späten Abend: Verhandlungen mit der Dura-Geschäftsführung über einen Zukunftstarifvertrag. Auf Augenhöhe. Das sei, nach dem angekündigten Radikalschnitt und dem Ein-Euro-Angebot „der dritte Weg“.     Carsten Menzel